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Vom Arno nach Cala de Medici

Marina Cala de Medici

Was uns Kroatien-Badeurlaubssegler an unserem neuen Heimatrevier auffällt, ist, dass die Törnplanung hier eine noch viel wichtigere Rolle spielt. Wo man in Kroatien einfach mal schnell in die nächste Ankerbucht abbiegt, wenn man keine Lust mehr hat oder es zu regnen beginnt oder man doch früher sein Feierabendbier öffnen will, muss man hier bis zum nächsten Schutzhafen oft noch zahlreiche Meilen weitersegeln. Es gibt kaum Ankerbuchten am Festland, Marinas für Boote mit Tiefgang sind gezählt und die Inseln weniger, dafür größer und weiter auseinander. Die vorherrschende Windrichtung ist auflandig und bringt schnell auch eine ordentliche Welle mit sich. Das hat zur Folge, dass zum Beispiel die Einfahrt in den Arno manchmal einfach nicht möglich ist. Man muss also immer einen guten Plan B im Hinterkopf behalten und doch mit der nötigen Voraussicht die Schläge planen. Die 20 SM zur Cala de Medici waren durch einen 180 Grad Winddreher und zwischenzeitlich sehr schwachem Wind letztendlich auch genug für einen Tag.

Serenity in der Marina Cala de Medici am Festland
Die Insel Elba bereits heute anzusteuern wäre wohl zu ambitioniert gewesen. So planen wir, morgen den Schlag nach Elba zu machen und werden dort das angekündigte schlechte Wetter mit einem oder mehreren Hafentägen überbrücken.

Vom Magra an den Arno

 

Die Marmorsteinbrüche von Carrara

Wir wandern Richtung Süden. Unsere neue Homebase liegt entgegen unser aller Vorsätze wieder in einem Fluß - circa 25 Seemeilen südlich bei Pisa im Arno.

Endlich konnten wir Serenity auch mal am Wind segeln - und sieh an, die kleine Rennziege braucht nicht viel Wind, um  6 Knoten Geschwindigkeit anzuzeigen. Sie geht gut durch die Wellen und zeigt sich wendig und gutmütig.

Silvia mit Anhang und Käpt'n Autohelm 2000 bei der Arbeit

Was aber uns noch viel mehr freut, ist, dass unser kleinstes Crewmitglied, unsere kleine Leichtmatrosin, ihre erste Etappe freudig verbracht hat. Ihre eigene kleine Koje mit Leesegeln und ihrem Spielzeug sowie ihre kleine Hängematte sind ihr ein sicherer und kuscheliger Aufenthaltsort - wenn sie nicht gerade an der Pinne nuckeln will. Nach unserem ersten Schlag von der Magra zum Arno ist die Serenity zum Segeln mit Kleinkind gut geeignet, weil sie sich auch gut Einhand segeln lässt.

Am Arno

Sicherlich werden wir mehr Hafentage einlegen als auf früheren Törns und alles noch gemütlicher angehen als zuvor. Wer uns vor einer Hafeneinfahrt kreisen sieht, darf sich nicht wundern - die Kleine hatte vermutlich gerade Hunger oder wollte bespaßt werden.

Serenity schwimmt

Der Winter war lang, die To-Do-Liste war länger. Prioritäten mussten gesetzt werden, die da lauteten: Crew um 1 Mitglied erweitern, Willkommen an Bord Kira!, Brandgefahr reduzieren, Komfort erhöhen. Nach unserem brenzligen Zwischenfall auf den Flüssen Frankreichs stand die Elektrik ganz oben auf der To-Do-Liste. Mit unseren bescheidenen Elektriker-Fähigkeien haben wir uns entschieden, alle Lusterklemmen auf blanke Litzen und ähnliches durch gekrimpte Steckverbindungen zu ersetzen, Kabelquerschnitte zu erhöhen wo nötig und das Schaltpanel neu zu verkabeln.
Wie es nun ausschaut, haben wir den Status zumindest nicht verschlechtert - was wir als Erfolg werten.
Die Lieblingsarbeit jeder Bootseignerin und jedes Skippers ist bekanntlich die Klempnerarbeit im Bereich der Toilettenanlagen. Gut investierte 140 EUR in ein neues WC verbesserten die Geruchssituation merklich. Die Textilfraktion nähte aufwändig und mit viel Herzblut ein neues Bimini. Stamoid-Stoff, UV-beständigem Tenara-Garn, Tenax-Druckknöpfen und einer 40 Jahre alte Bernina seien Dank.
Das Provisorium bei der Einspritzdüse beim Motor hielt so gut, dass es den Mechaniker gar nicht freute. Knetmetall ist durch ein O-Ring ersetzt und die Katze schnurrt wieder wie ein röchelnder Esel...

Ciao Bocca di Magra!

Viele viele Kleinigkeiten kosten Zeit, die man eigentlich lieber segelnd verbringen möchte. Sei es wie es sei - Serenity schwimmt und ihre Crew ist da, wo oben ist.

Salve

Tatsächlich haben wir es geschafft, Serenity in knapp einem Monat von Heidelberg am Neckar ans Ziel nach Italien zu bringen. Auch wenn wir dem Flussfahren mit einem Segelboot für immer abgesagt haben, liegt das Ziel doch wieder ein paar hundert Meter einen Fluss bergauf. Eine Werft in der Magramündung wird nun eine Zeit lang der Liegeplatz unserer Serenity sein. Die Überstellungsfahrt ist damit abgeschlossen und wir können uns der inzwischen doch schon ordentlich langen ToDo-Liste widmen und Serenity wieder auf Vordermann bringen. Das Provisorium hält übrigens immer noch.

Die zweiten 24 Stunden waren doch etwas ungemütlicher als die ersten. Der Wind drehte um 45 Grad und viel Wind um Korsika brachten uns ein zweites Wellensystem, welches das Boot auf Vor- und Raumwindkurs ordentlich schaukeln ließen. Etliche nächtliche Begegnungen mit Fähren, Frachtern und Kreuzfahrtschiffen ließen kaum Langeweile aufkommen. Durch den Ausfall des Funks (mittlerweile wieder in Betrieb), und damit auch der angenehmen AIS-Anzeige, mussten wir die Lichterführung der anderen Schiffe noch genauer begutachten als vorher. Die Positionslaternen an Kreuzfahrtschiffen - in der Nacht aus der Ferne einfach gewaltige schwimmende Luster - sind tatsächlich nicht einfach auszumachen. Durchaus imposant auch die lange Zeit parallel zu uns ziehende Gewitterfront.

Jetzt freuen wir uns darauf, bald unser neues Heimatrevier erkunden zu können und auf die kommenden Törns ohne Zeitdruck (und ohne Schleusen).

Diretissima

Wir haben sie nun tatsächlich in Angriff genommen, die direkte Überquerung der ligurischen See in Richtung la Spezia mit Start in den

Rote Felsen bei Cassis

Calanquen. Circa 190 Seemeilen, das heisst mindestens 2 Nächte nonstop. Ich war einigermaßen aufgeregt, weil das doch die erste Nachtfahrt war, die wir alleine bestritten. Aber die Bedingungen waren immerhin schon mal hervorragend: leichter Wind aus Südwest war angesagt. Die erste Nacht ist super gelaufen, wir hatten sogar bis in die früh die Segel oben. Seither gehts wieder unter Motor weiter. Im Moment sind es noch 140 Meilen bis zum Ziel.

Fünf vor Meer

Weiter geht es auf der Grande Sâone. Nachdem auch hier die Anleger nicht unbedingt tief sind Penicheund es gerade aus Kübeln schüttet, nehmen wir das Angebot eines Penichebesitzers, der uns freundlich herwinkt, gerne an und gehen längsseits.
Prompt schmeißt Alain den Griller an und er und Hélène tischen ordentlich auf. Seit 13 Jahren liegen sie an diesem Platz, in einem Monat muss das 40 m lange Schiff bewegt werden. Wir sind auch bewegt von soviel Gastfreundschaft.

Nach einem langen Abend, bei dem wir uns durch unsere und vor allem Alains Bootsbar gekostet haben, geht es am nächsten Morgen Richtung Lyon, wo uns Clemens und Nicole verlassen, um die Heimreise anzutreten. Sie sind länger geblieben, als sie eigentlich vorhatten - was wir als gutes Zeichesn werten, dass Serenity ein angenehmer Ort zu sein scheint. Danke und à bientôt!

Rhone und Saone bei Lyon
Zusammenfluss von Rhône und Saône bei Lyon
AKW Cruas
AKW Cruas

Weiter geht es zu zweit. Die Sâone mündet bei Lyon in die Rhône und das Wasser ist plötzlich grün-blau. Der Fluß wird breiter und die Schleusen größer. Ein paar Schleusen flussabwärts lernen wir uns einen bis dahin noch nicht bekannten Grund für das Aufsitzen mit dem Kiel kennen: Hochwasser, so zynisch es klingt. Nämlich das Hochwasser eines einmündenden Nebenflußes, der Isère, welcher wohl richtig viel Schlamm mitgebracht hat. Völlig unerwarteterweise sitzen wir mitten in der Hafeneinfahrt von Cruas, gelegen direkt bei dem idyllischen Atomkraftwerk gleichen Namens, fest. Beherzt, mittlerweile mit Routine und der Hilfe etlicher interessierter Zuschauer gelingt es uns, Serenity aus dem Schlamm und an den ersten Steg zu winschen. Nicht ohne das obligatorische Skipperbad, um die Leine den Helfern ans Land zu bringen. Der Hafenkapitän möchte gar nicht glauben, dass unsere 1,45 m zu tief für seine Hafeneinfahrt sind und lässt uns die Nacht gratis liegen - inklusive Skipperdusche. Wir sind nun unserem großen Ziel, einmal in jedem Gewässer der Erde auf Grund gelaufen zu sein, ein Schritt näher gekommen. Vielleicht sollten wir auf Luftkissenboot umsatteln.

Um 6 Uhr früh überfahren wir mit gewagtem Manöver die Sandbarre in der Hafeneinfahrt und machen uns auf den Weg zur höchsten Schleuse BolleneSchleuse Europas: die Bollène mit 22,5 m Hub! Wir schleusen heute immer mit demselbem Franzosen, der einhand sein kleines Segelboot ebenfalls mit gelegtem Mast Richtung Meer schippert. Sein immer wieder aussetzender Motor nimmt ihm nicht die Freude über die 7 - 8 Beaufort, die uns die Rhonewellen Richtung Meer reiten lassen. Schon erstaunlich, welche Welle sich bei genug Wind in einem Fluß aufbauen. Dem gut gelaunten Schleusenkollegen begegnen wir dann später im Salzwasser mit gestelltem Mast wieder.

ArlesWir übernachten in Arles unter einer Autobahnbrücke direkt im Stadtzentrum, festgemacht an 2 Ringen, gut gefendert an einer fiesen Spundwand. Beim Anlegen werHebebrückeden wir schon mit einem "Seavas" begrüßt. Liegt da doch nicht ein Stahlboot namens Rosinante mit Heimathafen Grieskirchen.

Am nächsten Tag und ein paar Atomkraftwerke und 3 Stunden Flußfahrt weiter, steht die letzte Schleusung an. Etwas verwirrt uns die letzte Schleuse, die Süß- und Salzwasser und uns von Port Saint Louis trennt. Verwirrt von der fehlenden Angabe des Hubs und vor der Warnung vor der möglichen starken Strömung in der Schleuse, bereiten wir lieber die langen Leinen vor - nur so zur Sicherheit. Als der Schleusenvorgang nach satten 3 cm schon zu Ende ist, aber dennoch eine gute Stunde dauerte, deutlich länger als die Bollène vom Vortag, packen wir verschämt die lange Leine wieder ein. Die Zugbrücke hebt sich und wir fahren ins Meer!

Nun geht's ans Eingemachte: Serenity soll wieder ein Segelboot werden. Mast rauf, Segel ran, los geht's. So geht's zumindest bei der Jolle. Aber hier Wanten, Stage, Furlex, Verkabelung, Antennen - alles größer, alles mehr. Erstaunlich schnell haben wir aber eine Werft zum Maststellen gefunden und uns sortiert. Vier Uhr nachmittags: der Mast steht! Bis spät in die Nacht und am nächsten Vormittag dauert es aber, Serenity fertig herzurichten. Segel anschlagen, Elektrik verkabeln, Wanten nachspannen, Sprayhood, Schoten, Fallen, Blöcke finden, zuordnen und montieren. Wie immer dauert alles länger als geplant.

Mast vorbereitenMast stellen

 

 

Mittwoch mittags beginnt endlich der Segelurlaub. Nach über 3 Wochen Flußfahrt ist die Weite zuerst ungewohnt, aber befreiend.

Segler vor Frachter im Golf de Fos

Hätte uns vor 1 Monat der Verkehr und die Betonnung im Golfe de Fos noch Nerven gekostet, steuern wir nun gemütlich zwischen gewaltigen Frachtschiffen mittendurch und bereiten das Segelsetzen vor.

Gutmütige 3 - 4 Beaufort Südwestwind treiben uns auf raumem Kurs an Marseille vorbei. Wir übernachten vor Anker in der Calanque de Martigou und glauben immer noch daran, in 3 Tagen in Italien zu sein.

TGV Brücken bei Avignon
La Tour de l'Hers
1. Schleuse auf der Rhône
Tour Philippe le Bel
Frachterbegegnung im Golfe de Fos
Wrack - Untiefe im Golfe de Fos
An der Saône in Lyon
Früher Morgen in Arles

Brenzlig

Die langen Abschnitte zwischen den Schleusen sind wir schon gar nicht mehr gewohnt. Die fast aufkommende Langeweile wird durch kleine Reparaturen überbrückt. Ein paar undichte Stellen haben wir schon ausgemacht. Zwei Fenster lecken ein bisschen. Bei der Befestigung des Babystags dringt bei starkem Regen tröpfchenweise Wasser ins Schiff. Der Babystagbolzen ist zuerst dran. Während wir noch so rumdichten, dringt ein uns bislang unbekannter Geruch in unsere Nase. Brenzlig ist er. Gleich wird nach dem Motor geschaut ... doch das Provisorium hält.

Bei einem neuen, unbekannten Boot dauert es eine Weile, bis einem alle Geräusche, Gerüche und Bewegungen vertraut werden und auch richtig zugeordnet werden können. Deshalb ist ein neu auftretender Geruch, speziell einer der brenzligen Art, gleich einmal beunruhigend. Man versucht erst einmal herauszufinden, ob er vom Innernen des Schiffs, oder doch von außen kommt. Grillt da wer? In unserem Falle erinnert der verdächtige Geruch doch leider sehr an verschmortes Plastik. Schmorendes Kabel.

 

Als wir endlich den Ursprung ausgemacht haben, waren wir doch froh, das Ganze nicht länger ignoriert zu haben. Der Fern-Gasschalter war mit einer Lusterklemme direkt an den Hauptleiter des 12V Strangs angeschlossen. Das, in Verbindung mit ein bisschen Korrosion, ließen das ganze unter Last etwas zu warm werden. Ein weiters Mal sind wir Clemens, dem Meister der Maschinen, dankbar, gleich wieder eine gute provisorische Lösung parat zu haben. Ein neuer Punkt ganz oben auf unserer ToDo Liste ist wohl, die Elektrik genauer anzuschauen. Das wird lustig.

Wir schwimmen also noch. Und das ist ja alles was zählt.

 

Die kleine Saône ist bereits zur großen geworden. Die Grossschifffahrt löst nach und nach die Hausbooturlauber ab. Die Schleusen werden wieder größer. Mehr als 150 haben wir hinter uns. Zwölf trennen uns noch vom Meer.

Handbreit

flussidylleDen Vogesenkanal und seine chronische Wasserknappheit haben wir nun hinter uns gelassen. Über 90 Schleusen und permanentes Knäppeln mit der Wassertiefe waren schon etwas anstrengend. Die Ankündigung, dass der Vogesenkanal bald überhaupt für die Schiffahrt gesperrt werden könnte, war auch kein so gutes Zeichen für unsere Talfahrt. Diese Anspannung konnte nur durch die gute französische Nervennahrung (Pain au Chocolat, Croissant, Tartelettes aux Fraises,...) kompensiert werden.

Nun schippern wir die Petit Saône weiter Richtung Süden. Wassertiefe ist nur mehr selten (bei kleinen Anlegern) ein Problem und die Landschaft ist weiterhin idyllisch. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, gibt es in größeren Abständen automatische Schleusen, lange Tunnelpassagen und etliche Hausbootfahrer, die uns entgegenschlingern. Manche von ihnen sind wohl betrunken, andere sind Kinder, wieder andere pflegen halt einen etwas exzentrischen Fahrstil. Etwas komisch ist es dann halt schon, dass man als Bootseigner einen Führerschein für die Binnenschifffahrt machen muss, während die Motorbootcharterer einfach ihren Autoführerschein herzeigen müssen. Kein Wunder, dass die Charterboote auch wie Bumpercars im Autodrom abgefendert und in Gummi eingehaust sind.

Weiter geht es also nach Süden. Wir sind guter Dinge, dass unsere Serenity bald in ihrer natürlichen Umgebung, dem Meer, zeigen kann, was in ihr steckt. Der Seglergruß "... und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel" hat für uns auf alle Fälle massiv an Bedeutung gewonnen.

 

 

Schleuse, Schläuse, Schloise

Vogesenkanal Scheitelkanal
Auf der Scheitelhaltung des Vogesenkanals

Das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Auf einer Bootsreise eigentlich ein Grund sich zu freuen. Dem Wasserstand täte etwas, nein, sehr viel Regen aber sehr gut. Eine Sache, für die wir nach mehreren Aufsitzern und Grundberührungen gerne etwas Komfort eintauschen würden. Bereits zwei mal mussten wir uns mithilfe langer Leinen und der Winschen vom Grund befreien. Einmal davon mitten im Fahrwasser. Nun kommt noch der lange Anstieg über die Schleusentreppe zum Scheitel des Vogonen-Kanals, wie er bei uns an Bord genannt wird. Nun möchte man meinen, dass man nach 2, 3 oder 10 Schleusen jeden Handgriff im Schlaf macht. Der Vogonen-Kanal sorgt aber dafuer, dass keine Langeweile aufkommt. Mal ist der Schleusevorgangbetätigungshebel am rechten, mal am linken Flussufer. Dann ist die Leiter, über welche die Schleusenwand erklommen wird, mal vorne rechts, dann hinten. Der Abstand zwischen den Pollern scheint auch nicht immer gleich zu bleiben. Ist gut so, sonst könnte sich ja noch Routine einstellen.
Immerhin ist auch die Landschaft nicht immer gleich. Es geht vorbei an alten Industrieanlagen, durch idyllische Wälder, über Brücken und durch enge Gassen. Und dann eine Schleuse nach der anderen.

Dann endlich Gipfelsieg! Wir haben es geschafft, der höchste Punkt unserer Reise ist erreicht 360m über dem Meeresspiegel. 100m den Vogesenkanal hinauf. Ab jetzt gehts abwärts.

Und das Wichtigste: Das Provisorium hält!

Non

Sooo. Clemens und Nicole sind Montag abends bei uns angekommen. Unser frischernannter Volvo Penta Spezialist Clemens muss gleich mal an die Maschine ran und vermutet, dass nur der O-Ring an der Einspritzdüse durch ist und nicht die Kupferhülse, die sie umgibt.  So oder so, die Düse muss raus.  Wenn sie die Hülse mitnimmt, ists ein Fall für die Werkstatt; wenn nicht, dann gibts Hoffnung. Nach einigem Hin- und Hergeruckle gibt die ziemlich fest sitzende Einspritzdüse nach. Die Hülse bleibt drin. Uff. Mit Aceton wird die Dose gereinigt, Teerablagerungen an der Stelle, wo der O-Ring war, werden mit dem Dremel weggeputzt. Alles mit einem Stück Küchenrolle in der Fassung, damit kein Kleinkram in den Zylinder fällt.  Die Idee ist, den O-Ring durch eine Schicht Knetmetall zu ersetzen. Gesagt, getan ... nach einiger Zeit ist die Düse wieder drinnen und alles wieder an seinem Platz. Um einen Test durchzuführen, ist es aber bereits zu spät. Man will ja seine Nachbarn nicht unnötig Nerven.

Am nächsten Morgen ist die Spannung groß. Startet der Motor? Fliegt uns alles um die Ohren? Erst mal die Krafstoffzufuhr entlüftet, dann  angestartet. Springt sofort an ... und ist dicht. Sensationelle Reparatur würden wir meinen. Dieses Provisorium bringt uns hoffentlich bis ans Mittelmeer, wo es ein etwas dichteres Netz an Volvo Penta Marinediesel Werkstätten gibt. Danke Clemens!

Weiter gehts also die kanalisierte Mosel entlang Richtung Vogesenkanal. Maron ist Endstation für diesen Tag. Das Provisorium hält.

Écluse 47 ist der Start in den Vogesenkanal. Wir bekommen die Fernbedienung ausgehändigt, mit der wir die automatischen Schleusen bedienen werden. Trotz Regen herrscht immer noch Niedrigwasser. Nach den ersten Schleusen zeigt das Echolot mitten in der Fahrrinne teilweise nur 1,5m an ... Wieder mal ziehen wir eine kurze Furche durch den Schlamm. Wie da die Finnen mit ihrer Oceanis 39 durchgekommen sind, welche wir vor ein paar Tagen in Schwebsange an der Mosel getroffen haben? Sicherlich kein Spaß. Kurz vor 6 Uhr abends die nächste Überraschung. 4 Schleusen vor unserem angepeilten Tagesziel Charmes weist uns ein muffeliger Schleusenwärter darauf hin, dass wir heute nirgends mehr hinfahren werden, da alle Schleusen - so automatisch sie auch sein mögen - um 18 Uhr den Betrieb einstellen. Ob es im Oberwasser seiner Schleuse eine Liegemöglichkeit gibt? - "Non." Ob wir wieder abschleusen können, um an den Pollern im Unterwasser festzumachen? - "Non." Ob wir in der Schleuse liegenbleiben dürfen? - "Non."

Da es keine Optionen zu geben scheint, fahren wir mal weiter zur nächsten Schleuse. Unser Revierführer behauptet ja, dass diese bis 19:00 betrieben werden. Durch enges und flaches Wasser geht es dahin, doch die nächste Schleuse will uns nicht mehr öffnen. Resigniert drehen wir um. Zum Glück kann Serenity über Backbord quasi auf einer Briefmarke wenden. An beiden Ufern ist das Wasser viel zu flach um eventuell an Bäumen festmachen zu können. Ideen werden gesponnen, wie man in der Mitte der Fahrrinne mit Anker und Leinen sich an Bäumen abspannen könnte. Glücklicherweise können wir entgegen der Aussage des vermeintlichen Schleusenwärters doch wieder abschleusen. Wir machen im Unterwasser an zwei weit auseinanderliegenden Pollern fest. Der Kiel setzt sich in den Schlamm, doch wir sind froh wenigstens irgendwo festgemacht zu haben. Der morgige Frühsport wird sein, Serenity wieder aus dem Schlamm zu ziehen.

Aber immerhin: Das Provisorium hält.

Von Schrauben und Dichtungen

Macht doch mal Pause, dachte sich der Motor und begann etwas Öl zu verlieren und den Innenraum zu verqualmen. In Pont-à-Mousson, einer ehemaligen Universitäts-, nun nur noch Schwerindustriestadt mit hübschem Stadtplatz, einem ehemaligen Prämonstratenserkloster und einer schönen gotischen Kirche, legen wir an, um das Problem zu begutachten. Etwas Öl trat anscheinenend immer schon unter dem Ventildeckel aus. Natürlicher Korrosionsschutz sozusagen. Eine Ersatzdichtung war glücklicherweise noch an Bord. Deckel runter, Dichtung raus, Dichtung rein, Deckel drauf. Stolz betrachten wir Vollblutlaien unser Werk.

 

Einspritzdüse undicht
Hier leckts.
Flugs den Motor wieder gestartet ... hmmm qualmt noch immer. Hinten raus blau (eher normal für einen Diesel dieses Alters) und drinnen stinkts nach Auspuffgasen. Nicht so toll. Wir fühlen den Motor und die Peripherie nach dem Leck ab und finden es in der Nähe der Einspritzdüse des mittleren Zylinders. Teerige Ablagerungen gibts dort auch. Wir putzen die Stelle und bestätigen unsere Befürchtung mit einem Leckspray. Die Einspritzdüse sitzt nicht mehr dicht in ihrem Bett. Laut Internetrecherche ein gröberes bis sehr grobes Problem.

 

Tja, es ist Samstag Abend. Mechaniker gibts wohl frühestens am Montag. Da wollten wir eigentlich zwei Freunde in Neuve Maison an Bord nehmen. Jetzt werden sie hierher umgelenkt und müssen noch etwas Werkzeug mitschleppen. Die Tatsache, dass ein Maschinenbauer dabei ist, nährt unsere Hoffnung auf eine baldige Weiterfahrt.

Vom Regen in die Traufe

Der Tag beginnt mit richtig schlechtem Wetter. Immer wieder Regenschauer und Wind aus SW mit 5-7 Beaufort, sehr böig.Canal des Mines et Fer
Unser nautischer Führer beschreibt die vor uns liegende Strecke, den 5 km langen "Canal des Mines e Fer de la Moselle" als "Es ist ziemlich öde, aber wenigstens ohne Strömung. Man versäumt nichts, wenn man zügig hindurchfährt." Andy hingegen ist komplett begeistert von den Industriebauten am linken und rechten Kanalufer. Ich bin weniger begeistert, wenn nämlich wieder mal eine Böe einen Kohleschleier über Serenity und uns legt.Canal des Mines et Fer

Unseren Nachtliegeplatz finden wir im Hafen von Pont-à-Mousson. Weil wir nicht jeden Abend unsere dekadente 5-Sterne-Bordküche genießen wollen, gehen wir in ein uns empfohlenes "Fleischlokal". Die Karte klingt interessant und Andy entscheidet sich für die "Véritable Andouilette de Troyes", weil der Name der Speise so grandios sei.

Der Gesichtsausdruck beim Aufschneiden und Riechen der "Wurst" erinnert an die Grundberührung am ersten Tag - aber nicht nur er, sondern auch seine Umgebung dürfen an dem wohlriechenden Mahl teilhaben. Äußerst tapfer wird die Hälfte vertilgt. Dann helfen nur noch eine Crème Brûlée und ein Whiskey. Erst im nachhinein recherchieren wir die Zutaten und lesen die Geschmackserlebnisse anderer Wagemutiger.

Zwischen den Grenzen

Die letzten beiden Tage mussten wir immer wieder zusammen mit der Berufsschiffahrt schleusen. Schon beeindruckend, wenn so ein 110 m langer Frachter sich vor einem in die Schleuse schiebt, kaum schmaler als die Schleuse selbst. Genauso beeindruckend sein Schraubenwasser, wenn er mal kurz aufstoppt oder wieder Gas gibt. Wir versuchen also immer Respektsabstand zu halten.

frachter
Frachter Avila - unser treuer Begleiter in 2 Schleusen

Zwischen den Schleusenzeiten genießen wir die Landschaft an der Mosel, die dahinmäandert. Die Mosel ist nun Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg und wir pendeln zwischen den beiden Ländern hin und her.

 

Warten und Schippern: von Senheim bis Bernkastel

Serenity im Yachthafen des Campingplatz Bernkastel
Serenity im Yachthafen des Campingplatz Bernkastel

Heute waren wir von 10 Uhr morgens bis fast 9 Uhr abends unterwegs. Davon haben wir mehrere Stunden wartend im Unterwasser von Schleusen verbracht - der Rekord waren geschlagene 3 Stunden warten bis die Schleusung möglich war....

Dafür liegen wir jetzt an einem sehr gemütlichen Steg, der zu einem Campingplatz gehört, und sich in einem kurzen Seitenarm der Mosel befindet.